Der Riesenalk (Alca impennis)

Der Riesenalk, oft auch Meergans genannt, ist ein ausgestorbener Seevogel. Er war der größte Vogel der Nordhalbkugel, wurde aber letztlich bis zum Aussterben bejagt.

Die Tschengalen haben ein besonderes Verhältnis zu diesem Tier entwickelt, war es doch bis zu seiner Ausrottung neben Fisch eines der Hauptnahrungsmittel auf der Insel. Viele Geschichten und Aberglauben ranken sich um ihn - man schrieb z.B. in früheren Zeiten einem Aufguss aus gemahlenen Alkschnäbeln eine aphrodisierende Wirkung zu. In fast allen tschengalischen Volksmärchen spielen Riesenalke eine tragende Rolle; diese werden den Kindern auch heute noch von Ihren Eltern erzählt.

So verwundert es nicht, dass der Vogel zum Wappentier der Tschengalen wurde und - knapp 200 Jahre nachdem der letzte auf der Insel lebte - noch immer nicht aus dem Alltagsleben wegzudenken ist.

Seine Grösse betrug den heute noch erhaltenen Skeletten und Präparaten zufolge etwa 75 bis 92 cm. Er besaß ein dichtes Federkleid mit dunklen Federn auf dem Rücken und weißen Federn auf der Bauchseite. Über den Augen hatten alle Riesenalke einen ovalen Fleck aus weißen Federn. Der lange Schnabel war hoch und sehr schmal - also bestens für den Fischfang geeignet. Die kurzen Flügel und die mit Schwimmhäuten versehenen Füße zeigen, dass der Riesenalk ein eleganter Schwimmer und Taucher war, dafür konnte er sich auf dem Land nur mühsam fortbewegen.

Riesenalke legten lediglich ein Ei pro Jahr, welche mit einer Grösse von 11x70 bis 14x85cm zu den grössten bekannten Vogeleiern der Welt zählten. Ihre größte Schwäche war die Tatsache, dass sie zu Lande brüten mussten, da Kliffe für die Vögel aufgrund ihrer Flugunfähigkeit unzugänglich blieben.

Um Ihre Gelege vor Beutegreifern wie z.B. Eisbären zu schützen, mussten Sie auf kahle und flache Inselchen weit vor dem Festland ausweichen. Da solche Stellen selten sind, brüteten die Riesenalke nur an wenigen Plätzen, dafür jedoch in enorm grossen Kolonien. Diese Brutplätze wurden bereits früh durch hungrige Matrosen geplündert, weil das Fleisch der Vögel und ihre Eier als sehr wohlschmeckend galten.

Mit der Zeit führte das soweit, dass Kapitäne auf ihren langen Fahrten ins nördliche Polarmeer oft auf die Mitnahme von Frischfleisch verzichteten und die Bordverpflegung je nach Bedarf in den Kolonien der Riesenalke auffrischte. Gingen die Nahrungsmittel zur Neige wurde die Fahrt für einen kurzen Landgang unterbrochen und man fing die benötigte Anzahl an Tieren. Diese wurden entweder direkt vor Ort geschlachtet, oder man nagelte sie mit den Füssen am Deck fest und bewahrte sich so eine Frischfleischreserve für die nächsten Tage auf.

Drohte sich die Stimmung an Bord zu verschlechtern (was damals bei längeren Nordmeerfahrten mit den langsamen Segelschiffen häufiger vorkam), wurde oft die nächste von Alken bewohnte Insel angelaufen, damit die Mannschaft dort ihre Aggressionen abbauen konnte. So berichtet z.B. 1534 Kapitän Jaques Cartier, dass seine Männer ein paar Tausend Meergänse nur so zum Zeitvertreib erschlagen haben.

Die Inselbewohner im Nordmeer fingen ebenfalls im Herbst viele der Riesenalke ein, sperrten sie in kleine Ställe und deckten damit ihren Nahrungsbedarf für den Winter. Daunen der Vögel waren ebenfalls sehr begehrt und ihre fetthaltigen Gebeine fanden als Brennstoff Verwertung.

Durch all dies ging der Bestand schnell zurück und so waren Ende des 18. Jahrhunderts bereits nahezu alle Riesenalke an den Küsten der Nordmeerländer ausgerottet. Im Jahre 1785 warnte Kapitän George Cartwright ersmals vor dem Aussterben der Art. Der letzte Riesenalk Tschengaliens starb am 1.Juli 1806. Seitdem besitzt dieser Tag den Status eines Nationalfeiertags auf der Insel.

Zu Beginn des 19.Jahrhunderts war die Insel Pottajenkka, ca. 150 km westlich von Alaska gelegen, der letzte noch bestehende Zufluchtsort der Riesenalke. Bislang lebten die Vögel dort in Sicherheit, da der Glaube verbreitet war, es bringe Unglück das Eiland der Riesenvögel zu betreten. Leider verschwand die Insel 1830 durch ein Seebeben vom Erdboden.

Etwa 40 Vögel überlebten und liessen sich auf Cooke Island nieder, einer Insel, die sie bislang wegen ihrer Nähe zum Festland gemieden hatten. Dort wurden sie ein Opfer der Wissenschaft. Vor allem in den grossem amerikanischen Städten kam es in dieser Zeit in Mode, in Alkohol konservierte Raritäten zu sammeln und so entstand ein blühender, nicht einmal illegaler Handel mit Riesenalkbälgen.

Gleichzeitig erlebten die naturkundlichen Museen einen Auftrieb. Viele Museumsleiter wünschten sich einen Riesenalk und ein paar Eier, um Ihre Sammlung attraktiver zu machen. Die Jagd auf die letzten verbliebenden Tiere war eröffnet, denn die 80 Dollar, die um 1830 für einen Alk geboten wurden, entsprachen in der damaligen Zeit dem Jahreseinkommen eines Fischers. Im Naturkundemuseum (Naturalnij Museum) in Kolgujewgrad kann man noch heute einen der etwa 20 letzten noch weltweit existierenden Vögel bewundern.